Die Tragweite und Macht des Internet wird erst nach langjähriger Nutzung klar. Niemand der neu einsteigt versteht alles - kann vor allem die Gefahren des weltweiten Netzwerks nicht richtig einschätzen. Wenn dazu noch keinerlei PC-Erfahrung kommt, kann man als Informatiker nur noch den Kopf schütteln. Basierend auf einer wahren Geschichte...Den Einstieg in die Computerwelt stelle ich mir mittlerweile ziemlich kompliziert vor. Zum Glück habe ich schon eine langjährige Erfahrung mit Hardware, Software und auch dem Internet. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste das alles neu lernen, fühle ich mich nicht gerade Wohl. Ich glaube es war vor guten zwei Monaten als eine Bekannte und ihr Ehemann mit einem PC zu Besuch waren. Ich war ziemlich verwundert, weil ich von den Zwei bisher noch nie einen Wunsch nach einem PC gehört habe - konnte ich mir auch gar nicht so recht vorstellen. Jedenfalls waren sie zu Besuch mit ihrem nagelneuen Notebook. Nicht schlecht das Gerät, Widescreen TFT, Windows 7, Intel Dual Core und was auch immer gerade aktuell ist - selbst mir fehlt da ab und an der Überblick.
Ich bin dankbar, dass es zu der Zeit, als ich mit Computern angefangen habe noch kein oder kaum Internet gab. Ich bin froh zunächst grundlegende Erfahrungen mit Computern gemacht zu haben. Anders haben es die zwei Bekannten wohl vor. Bei ihrem Notebook war gleich ein UMTS Internet-Stick mit dabei - ganz modern. Als ich den Stick sah dachte ich sofort, wie man zwei absolut unerfahrene Personen ins Internet lassen kann - der Media-Markt Mitarbeiter hatte da wohl kein schlechtes Gewissen. Bei den ganzen Gefahren wie Abofallen, Viren, Spam und was noch alles im Internet unterwegs ist. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis irgendetwas passiert.
Der erste Schritt war eine Mailadresse einzurichten. Das gestaltete sich deutlich schwieriger, als ich erwartet hatte - nicht nur technisch gesehen. Ich war also online mit dem UMTS-Stick und habe versucht zunächst bei einem großen Freemail-Prodiver eine Mailadresse zu erstellen. War technisch leider nicht möglich, da sich wohl mehrere Leute eine IP-Adresse bei der Einwahl ins Internet mittels UMTS-Stick teilen und die Anmeldung bereits von einer anderen Person durchgeführt wurde. Somit fiel dieser Freemail-Provider schon mal flach - zum Glück gibt es andere. Endlich einen gefunden ging es darum eine Mailadresse und ein Passwort dafür zu definieren. Gut als Mailadresse war tatsächlich noch eine Kombination auf Vor -und Nachnamen frei. Ein riesiges Problem ist allerdings das Passwort - ja, das muss man sich merken. Worauf fällt der erste Gedanke eines PC-Neulings? Richtig, natürlich das Geburtsdatum. Der Vorschlag dauerte schon entsprechend lange und ich war froh, dass es überhaupt etwas gab, was sich die zwei als Passwort vorstellen können. Mit den Bedenken im Hinterkopf das Geburtsdatum als Passwort zu nutzen habe ich dann die Mailadresse fertig eingerichtet.
Warum überhaupt die plötzliche Entscheidung in das PC-Zeitalter einzusteigen? Im wesentlichen gab es zwei Gründe dafür. Zum einen die Jobsuche, die sich im Internet einfacher und auch zeitgemäßer gestalten lässt und zum anderen Filme, doch dazu später mehr.
Vor gut einer Woche habe ich dann einen Anruf erhalten, dass nichts mehr geht und ich schnell vorbei kommen müsste, um das wieder alles zu reparieren. Zum Glück habe ich bereits einige Jahre IT-Support Erfahrung und konnte mir trotz der "detaillierten" Problembeschreibung "geht nichts mehr" vorstellen, dass es sich bestimmt nur um ein kleines Problem handelt. Lauf meiner Bekannten hat das Problem irgendwas mit Virus oder "Norton" zu tun. Gut, ich wusste dass "Norton Anti-Virus" auf dem Notebook installiert war - vielleicht ein Virus? Unerfahrene im Internet unterwegs? Wäre durchaus denkbar. Egal, keine weiteren Gedanken verschwendet und an einem Montag nach der Arbeit hin, um nach dem Problem zu sehen.
Vorbildlich! Wirklich vorbildlich haben sie den Computer ausgeschaltet gelassen, bis ich da war. Gerade wenn es sich um einen Virus handeln sollte, wäre das Verhalten wirklich genial gewesen. Angeschaltet und schnell geschaut war es wirklich ein Problem mit dem Anti-Virus Programm. Allerdings kein Virus, sondern ein anderes Problem, welches ich zunächst auch nicht klar identifizieren konnte. Im "Norton" Programm habe ich dann aber einen großen Knopf mit der Beschriftung "Beheben" gefunden. Bevor ich versucht habe das Problem mit dem Knopf zu beheben, habe ich eine Internet-Verbindung mit dem UMTS-Stick hergestellt.
UMTS kenne ich von meinem iPhone, durchaus schnell und ziemlich stabil. Etwas nachteilig wegen der gemeinsam genutzten IP-Adresse - wie ich bei der Freemail Anmeldung feststellen musste, aber eine gute Alternative, wenn kein DSL vorhanden ist. Erschreckend musste ich aber feststellen, dass die Verbindung an deren Wohnort unheimlich schlecht ist und schätzungsweise nicht mal mit DSL1000 mithalten kann. Mit stellte sich die Frage, warum sie kein normales DSL über Telefon bestellt haben, denn direkt im Nachbarhaus gibt es definitiv DSL. Das weiß ich, weil dort viele Jahre ein anderer Bekannter von mir gewohnt hat und der DSL hatte. Naja, an der Entscheidung kann ich auch nichts mehr beeinflussen.
Ich habe also auf diesen "Beheben" Knopf gedrückt und geschaut, was passiert. Ein ganz normales Virendefinitions-Update wurde gestartet. Naja als ganz normal kann man das nicht bezeichnen, "Norton" wollte tatsächlich über 65MB herunterladen. Na prima, und das mit der "schnellen" UMTS-Verbindung. Das dauerte dann so ungefähr 1,5 Stunden - aber in der Zwischenzeit war ich nicht untätig.
Für meine Bekannte habe ich ein paar Webseiten zur Jobsuche in den Favoriten abgelegt. Ist gar nicht so einfach seriöse Seiten zu dem Thema zu finden. Es gab unheimlich viele Werbeanbieter, die mit fiktiven freien Jobs auf ihre Seite gelockt haben. Wenn ich mir meine Bekannte alleine im Internet vorstelle, kann ich mir gut denken, dass die ein oder andere gefährliche Webseite aufgerufen wird. "Norton" wird's schon richten, dachte ich mir. Trotzdem mit ein "paar Bedenken".
Mein Bekannter stellte mir dann schließlich die Frage, wo es denn im Internet jetzt die ganzen Filme gibt. Natürlich kostenlos, er will nichts zahlen dafür. Er hat da von einem Arbeitskollegen gesagt bekommen, dass es jede Menge Filme im Internet gibt - und das alles für lau. Das Verständnis dafür scheint nicht ganz klar gewesen zu sein. Selbst als ich dann versucht habe zu erklären, dass es das zwar gibt, aber nicht legal war doch weiterhin der Wunsch nach kostenlosen Filmen da. Zum Glück half mit meine Bekannte, die dann unterstützend dafür sorgte keine illegalen Inhalte aus dem Internet zu beziehen. Dann war da wieder mein Bekannter mit einem Zettel und ein paar Internetseiten darauf. Er war fest davon überzeugt, dass es dort Filme gibt und die kostenlos sind. Die Namen der Seiten sagten mir etwas und ich wusste definitiv, dass es dort wirklich kostenlos Filme gibt - aber nicht legal. Also eine erneute Runde Erklären. Schließlich schien das dann klar zu sein, dass es Filme eben - wie im richtigen Leben - nicht umsonst gibt, sondern diese z.B. gekauft oder in der Videothek geliehen werden müssen.
Ein Maxdome Abo haben die zwei ja schon - gerade für Filme. Also habe ich mich um dieses Abo gekümmert und ausführlich erklärt, wie Maxdome zu benutzen ist. Nachdem ich kurz davor war das Passwort für den Login zurückzusetzen, klappte der Login dann doch irgendwann. Dann habe ich vom Login bis zum Ausleihen des Films Schritt für Schritt alles erklärt. Irgendwann war dann auch das klar und mein Bekannter zunächst einmal zufrieden. Für 5€ im Monat konnte er dann auch nicht mehr meckern.
Zu guter Letzt war dann da noch die Frage "Wenn ich Tina Turner eingebe, wo kommt dann die Musik?". Jetzt muss man erst mal wissen, wo er "Tina Turner" eingegeben hat. Mittlerweile wusste ich, dass er nicht die Adresszeile des Browser meint sondern "Gockl" (schwäbisch für Google). Gemeint war die Startseite des Firefox-Browsers, die eine Google-Suchleiste beinhaltet. Innerlich schon leicht erheitert erklärte ich ihm, dass es sich mit der Musik ähnlich wie mit dem Thema Filme verhält. Auch die gibt es legal nicht einfach so kostenlos im Internet zu finden. Schließlich habe ich ihn für Musik auf das Videoportal YouTube verwiesen. Hier gibt es zumindest eine gewisse Auswahl an Musik und das sogar mit Musikvideo, was ihn wiederum richtig beeindruckte. Richtig Spaß macht das Ganze mit dem UMTS-Stick und der unheimlich langen Ladezeit aber nicht - mir zumindest.
Ja nach 1,5 Stunden war dann das Virendefinitions-Update fertig, das "Problem" war gelöst und meine Bekannten zufrieden. Als Dankeschön gibt es am Wochenende ein Essen. :-)
An dieser Stelle möchte ich noch anmerken, dass ich diesen Beitrag nicht dazu geschrieben habe jemanden bloß zu stellen, sondern die Gefahren und Erfahrungen von PC-Neulingen zu veröffentlichen. Ich selbst stelle es mir unheimlich schwer vor neu ins Thema Internet einzusteigen - mit den ganzen Abofallen, Phisching, Viren und anderen Gefahren. Dennoch muss ich sagen kommen die zwei - für die geringe Zeit, die sie bisher den PC haben - schon richtig gut zurecht.