Der Vorratsdatenspeicherung entgehen

Posted by Tobias on 2010-04-01 at 11:59 pm

Auch wenn das deutsche Bundesverfassungsgericht erst vor wenigen Tagen die Vorratsdatenspeicherung in ihrer bisherigen Form für verfassungswidrig erklärt hat bedeutet das nicht, dass sie nicht in leicht abgeänderter Form wieder in Kraft tritt. Es gibt genügend Gründe nach Möglichkeiten zu suchen diese Vorratsdatenspeicherung zu umgehen. Darunter gibt es verblüffend schnelle, zuverlässige und einfache Lösungen...VPN - Virtual Private Network - heißt das Zauberwort. Eine VPN-Verbindung stellt eine gesicherte Verbindung zu einem anderen Computer über ein ungesichertes Netzwerk (z.B. das Internet) dar. Im konkreten Fall der Vorratsdatenspeicherung kann dies folgendermaßen aussehen: Anstatt Daten direkt in das Internet zu senden, sendet der Computer alle Daten/Anfragen zunächst an den VPN Einwahlknoten und dieser sendet die Daten/Anfragen letztendlich in das öffentliche Internet. Antworten auf die Daten/Anfragen erhält zunächst wieder der VPN Einwahlknoten und leitet diese dann über den gesicherten (und ggf. verschlüsselten) VPN-Tunnel wieder zurück zum eigentlichen Computer. Somit muss der Quellcomputer nicht direkt mit dem gesamten Internet kommunizieren, sondern ausschließlich mit dem VPN Gateway. Dieser dient dann als Stellvertreter (ähnlich einem Proxy-Server). Für den Zielcomputer (der z.B. eine Webseite bereitstellt) ist die eigentliche IP-Adresse des ursprünglichen Senders nicht zu sehen, sondern nur die IP-Adresse des VPN-Gateways. Für die deutsche Vorratsdatenspeicherung kann demnach nur eine Kommunikation zwischen Computer und VPN-Gateway protokolliert werden. Da der Datenverkehr zwischen Computer und VPN-Gateway im Normalfall verschlüsselt abläuft ist es auch hier nur schwer möglich die Inhalte der Anfragen zu loggen. Empfehlenswert ist natürlich, dass sich der VPN Einwahlserver in einem Land befindet, das nicht einem Datenspeicherungsgesetz unterliegt. Selbstverständlich wählen sich mehrere Personen gleichzeitig am VPN-Gateway ein und teilen sich somit auch die externe IP-Adresse. Selbst wenn der VPN Einwahlknoten Verbindungen loggt so ist es nur begrenzt möglich Rückschlüsse auf den richtigen Benutzer zu ziehen.

Ein möglicher Anbieter für einen VPN-Zugang stellt Linkideo dar. Linkideo sichert dem Nutzer zu, dass keinerlei Verbindungsdaten gespeichert werden und der Zugriff anonym stattfindet. Leider ist dieser Service nicht kostenlos, aber bereits für 2€/Monat erhält man eine sehr gute und stabile VPN-Verbindung. Für die Registrierung wird außer einer Mail-Adresse (auch Fake-Adresse) und einem Passwort nichts benötigt. Bezahlt werden kann unter anderem per Telefon bzw. SMS. Hierfür wäre z.B. eine anonyme Prepaid-Karte ebenso geeignet um auch beim Bezahlvorgang die Anonymität zu bewahren. Die Einwahl selbst findet mit dem in Windows integrierten (VPN) PPTP-Client statt.

Trotz der beim 2€/Monat Tarif eigentlich auf 512KBit/s limitierten VPN-Verbindung konnten mehrfach deutlich höhere Geschwindigkeiten erreicht werden. Es scheint keine effektive Drosselung zu geben. Einwahlpunkte gibt es in den Vereinigten Staaten von Amerika, England, Frankreich und den Niederlande. Dabei variieren die Pingzeiten von 60ms (Frankreich) - 300ms (US). Ohne VPN-Verbindung liegen die Pingzeiten bei ca. 30ms.

Nach der erfolgreichen Einwahl leitet Windows automatisiert sämtlichen Traffic (außerhalb des LAN) über den VPN Einwahlpunkt ins Internet. Aufpassen muss man nur noch, wenn die Verbindung einmal zusammenbricht, was durchaus einmal passieren kann.

InternetPrivacy
2 comments
Posted by Ritchie on 2010-04-08 at 11:08 am
Kannst du kurz erläutern, wie du mittels VPN einem Bewegungsprofil entgehst, dass aus den Zellinformationen deines Handy's generiert wird?

Im übrigen wurden bei der Vorratsdatenspeicherung Verkehrsdaten gespeichert und eben keine Inhalte. Eine gesicherte Verbindung schützt aber nur die Inhalte.

Ritchie
Posted by Tobias on 2010-04-08 at 11:30 am
Hallo Ritchie,
zunächst einmal Danke für deinen Beitrag.

Die Vorratsdatenspeicherung von Telefon -und Mobilfunkinformationen habe ich in meinem Beitrag nicht thematisiert. Demnach kann auch hier nur der Internetverkehr eines Mobiltelefons verschleiert werden (falls das Handy eine VPN-Funktionalität besitzt). Ein möglicher Weg um der Vorratsdatenspeicherung mittels Mobiltelefon zu umgehen, stellt die anonyme Prepaid SIM-Karte dar. Mittlerweile gibt es viele "Tauschbörsen" für gebrauchte SIM-Karten.

Inhalte werden nicht gespeichert, aber selbst die Information mit welchem Computer ich kommuniziere ist meiner Meinung nach eine brisante Information, die nicht gespeichert gehört. Die VPN Verbindung schützt in diesem Fall aber auch die Verkehrsdaten, da ein Computer, der mit VPN eingewählt ist lediglich mit seinem VPN-Gateway kommuniziert und über diesen dann mit anderen Computern im Internet. Wenn also dieses VPN-Gateway in einem anderen Land steht, welches nicht unter das Vorratsdatenspeicherungs-Gesetz fällt, so kann auch nicht mehr nachvollzogen werden, mit welchem Computer "in Wirklichkeit" kommuniziert wurde, sondern eben nur, dass Daten an das VPN-Gateway gesendet und empfangen wurde.

Tobi
Comment on This Post